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Weg und Entscheidung

Der Weg und die Entscheidung  

 

Die einen behaupten es gibt Gott nicht, die anderen behaupten es gibt ihn. Wieder andere sagen es gibt nur eine unvorstellbare Leere, aus der alles kommt. Wieder andere verneinen sowohl das, was die einen und das, was die anderen sagen. Jeder beruft sich dabei auf seine Quellen und führt meist eine historisch fundierte oder wissenschaftlich belegte Beweisführung in der Art: Dieser Berühmte sagte das und jener dieses und der sagt das und dieser das und und und ... Oder es steht in den Veden, in der Bibel oder im Koran. Es kann sein, dass jeder sagt, was wirklich ist - aber jeder sagt mit Sicherheit SEINE Wahrheit und die muss nicht wirklich sein. Darüber hinaus kann die Wahrheit eines anderen nicht so ohne weiteres zu deiner eigenen Wahrheit werden, denn das wird schon durch die individuellen Erfahrungswelten verhindert, in denen sich jeder von uns befindet.

Es ist nur eines ganz sicher, wenn du deinen Weg gehen willst, dann musst du dich dafür entscheiden, dass es diesen Weg überhaupt gibt. Tust du es nicht, wird es diesen Weg für dich nicht geben. Es bleibt dir also nichts anderes übrig, als zumindest ein Stück weit einen Weg zu gehen, einer Philosophie, einer Lehre oder Wissenschaft zu  folgen, die von jemandem anderen stammt. Stellst du dann irgendwann fest, dass dieser Weg mehr Fragen als Antworten aufwirft, bist du an einen Kreuzweg gekommen, an dem du dich erneut entscheiden musst. Gehst du den eingeschlagenen Weg weiter oder hast du den Mut, an der Kreuzung weiter geradeaus oder links oder rechts zu gehen. Entscheidest du dich nicht, bleibst du für immer an dieser Stelle stehen. Du musst dich im Leben immer wieder neu entscheiden: In jedem Augenblick, ob der nun eine Trillionstel Sekunde oder 13 Milliarden Jahre dauert. Nur wenn du dich entscheidest, kommst du weiter. Und im Weiterkommen erschaffst du den Weg unter deinen Füßen. Diese Entscheidungen erzeugen in dir ein Gefühl der Selbstbestimmtheit und Freiheit und nähren dein Selbstbewusstsein. Irgendwann wirst du dann auf deinen Lebensweg zurückschauen und die Mäander seiner Entwicklung entdecken. Dann hast du gelernt, das "Entscheiden" hauptsächlich "scheiden" bedeutet. Das Gute vom Bösen, das Chaotische vom Strukturierten, das Scheiden von denen, die einen anderen Weg gingen. Scheiden von denen, die sich anders entscheiden haben und Abschied nehmen, Loslassen und den eigenen Weg kreieren. Es bleibt ja auch gar nichts anderes übrig, denn solange wir hier sind, dies schreiben und lesen, solange erzeugt UNSER Bewusstsein einen Weg UND den dazu passenden Nicht-Weg. Wie auch immer das aussehen mag, anders kommen wir nicht durchs Leben. 

 

Freue dich, wenn du jemanden findest, der ein Stück des Weges mit dir teilt oder teile du ein Stück deines Weges mit jemandem. Doch versuche nicht jemandem DEINEN Weg aufzudrängen und lass nicht zu, dass dich jemand von "deinem" Weg abbringt. Versuche nicht deinen Weg zu erklären oder zu rechtfertigen, denn es ist alles getan, indem du entschieden hast. Du musst deinen Weg weder verteidigen oder festigen, noch für ihn kämpfen. Sei wie das Wasser: Fließe vom Hohen zum Tiefen, bleibe dabei so klar wie du kannst und wenn es mal schmutzig wird, dann wisse, dass es nur vorübergehend ist. Halte Deine Wahrheit aufrecht und dein Weg wird ewig unter deinen Füßen hervorquellen.

 

alles liebe

Hans